Einen schönen Samstag
in Fragen von Interessenten 16.02.2019 10:46von Eisbart • | 10 Beiträge | 19 Punkte
Hallo zusammen,
ich bin offenbar hier der Forengreis (der 50. klopft lautstark an die Tür).
Ich unterstütze bereits einige Projekte in Afrika, Afghanistan und Jemen und bin nun auf Abaana Afrika gestoßen.
Ein tolles Projekt, was jede Unterstützung verdient.
Ich möchte jedoch auch kurz zum Nachdenken anregen: wir gehen alle meist davon aus, dass der Bau von Schulen Kindern die Möglichkeit gibt zu lernen und damit das Leben allgemein verbessert. Das ist sicher richtig, es wird aber m.E. ein sehr wichtiger Punkt übersehen. Die Kinder gehen oft nicht zur Schule, weil sie nicht können. Manche Familien sind so arm, dass die Kinder bereits im frühesten Alter mitarbeiten müssen, um sicher zu stellen, dass die Familie wenigstens das Nötigste hat. Für solche Kinder kann ich Schulen hinstellen, so viele ich will. Sie werden diese nicht besuchen. Kinderarbeit mögen wir verdammen, sie ist aber nun einmal eine Realität.
Auch gibt es Familien, die (vor allem bei Mädchen) den Schulbesuch ihrer Kinder torpedieren, weil sie keinen Sinn dahinter sehen. In manchen Gegenden ist der Sinn einer Frau, verheiratet zu sein und Kinder zu kriegen.
Bitte versteht mich nicht falsch - dies ist natürlich nicht meine Meinung. Im Gegenteil: ich unterstütze sogar vorrangig Mädchen und Frauen, da diese besonderen Schutz bedürfen. Außerdem kümmern sich in den meisten Ländern der Welt noch die Frauen um die Erziehung der Kinder. Eine gebildete Frau kann auch ihren Kindern bei deren Bildung helfen.
Dennoch will ich darauf aufmerksam machen, dass die mangelnde Bildung in manchen Ländern bei der ärmeren Bevölkerung oft ganz andere Ursachen hat als nur das Fehlen einer Schule.
Selbst wenn die Schulen an sich kostenlos sind, kosten Unterrichtsmaterialien und Schuluniformen Geld, was wiederum nicht alle aufbringen können.
Eine Lösung wäre hier möglicherweise, auch Unterrichtsmaterialien und Schuluniformen kostenfrei zur Verfügung zu stellen. Und den Eltern für die Dauer der Ausbildung des Kindes in Abhängigkeit ihres Bedarfs eine Pauschale für den Ausfall der Arbeitskraft zu zahlen.
Hier würde mich eure Meinung interessieren.
Liebe Grüße
Eisbart
RE: Einen schönen Samstag
in Fragen von Interessenten 16.02.2019 11:30von manja • | 13.974 Beiträge | 108709 Punkte
Lieber Eisbart,
zunächst herzlich Willkommen hier.
Ich möchte dir nicht die Illusion rauben, aber Forengreis , nö nö, dafür ist unsere Bandbreite unserer Forumsleute zu groß. Von 6 bis ??? ist alles dabei.
Was du richtig ansprichst, nur der Bau von Schulen ist zwar ein Anfang, aber kein Konzept. Wichtig ist auch noch zu ergänzen, wer baut und betreibt die Schulen, damit diese überhaupt von den Einheimischen angenommen werden.
Wir bilden uns ein, dass wir in Nyamirima ein gutes nachhaltiges Konzept umsetzen und was uns wichtig ist, die Akteure vor Ort sind und bleiben die Ugander. Denn es ist ihr Land, ihre Bildung und ihre Chance auf ein besseres Leben.
Wir unterstützen Jungen und Mädchen gleichermassen. Es ist wichtig, dass bei beiden Geschlechtern gleichermaßen ein Umdenken einsetzt - nicht nur die Rolle der Frauen betreffend.
Schuluniformen, Schulschuhe, Sportsachen und Schulmaterialien bekommen die Kinder durch Spenden finanziert. Genau wie die tägliche Teilnahme am Schulessen und die Schulgebühren. Das für alle 900 Kinder und damit allen Kindern an der Schule gleich, es gibt keine Unterstützung von Einzelkinder.
Die Eltern wurden und werden durch die Schule einbezogen. Die Akzeptanz wächst immer mehr und die Community ist stolz auf IHRE Schule und deren Erfolge. Von unseren 900 Schulkunder sind etwa die Hälfte Mädchen und die Hälfte Jungs. Aber hier ist es noch ein weiterer Weg, bis die Eltern verstehen, dass die Schule tatsächlich eine Chance ist, um das Leben in der Community nachhaltig zu verbessern. Daher setzen wir nicht nur Schulbildung, sondern auch Ausbildungsprogramme, Familienprogramme und Umweltprogramme um.
In Kürze kommt unser Jahresbericht 2018, welcher einen Überblick über die Aktionen im Jahr 2018 gibt. Ich denke hier kann man dann gut erkennen, wie umfangreich wir vor Ort tätig sind.
Liebe Grüße Manja
Fragen zu Patenkinder - manja@abaana.de oder per PN im Forum
RE: Einen schönen Samstag
in Fragen von Interessenten 16.02.2019 12:45von Eisbart • | 10 Beiträge | 19 Punkte
Liebe Manja,
danke erst einmal für deine Antwort. Schade, ich hatte bisher nur max. 48 Jahre entdeckt und dachte, wenigstens hier könnte ich einmal mit etwas glänzen :D
Aber im Ernst: deine Sicht der Dinge gefällt mir. Ich habe einfach schon zu oft gesehen, dass (meist große) Hilfsorganisationen Schulen bauen und einrichten und sich dann wundern, dass keiner kommt. Wir Deutschen habe da eine etwas arrogante Sicht, da wir die tatsächlichen Lebensbedingungen oft verkennen.
So können wir alle über Kinderarbeit schimpfen; Fakt ist aber, dass diese nicht von heute auf morgen abgeschafft werden kann und wird. Ich habe Berichte gesehen, wo die Väter keine Arbeit mehr bekamen und die Kinder froh waren, dass sie arbeiten durften. Wie schon gesagt, halte ich das für einen fürchterlichen Zustand, aber man darf die Augen nicht vor den Tatsachen verschließen. Wird Kinderarbeit verboten, droht Kriminalität oder Strich. Der m.E. einzig vernünftige Weg ist Aufklärung und eine bessere Bezahlung der Arbeit der Erwachsenen, so dass diese nicht auf zusätzliches Einkommen angewiesen sind.
Ähnlich ist es bei der fürchterlichen Sache der weiblichen Genitalverstümmelung: nur weil wir diese (zu Recht) verdammen und drohend den Zeigefinger heben, wird diese nicht aufhören. Bei Mama Afrika sprach die Gründerin darüber, einst auf eigenen Wunsch beschnitten worden zu sein, da die Gesellschaft es von ihr erwartete und sie nicht als Außenseiterin gelten wollte. Auch hier muss zunächst erst einmal Aufklärung stattfinden.
Was ich eigentlich damit sagen will: Entwicklungshilfe muss auf Augenhöhe ohne Verurteilung stattfinden. Wir dürfen nicht alle Welt mit unseren Maßstäben messen. Ich bin aber natürlich auch nur ein Laie, der wohlbehütet in seinem Wohnzimmer seine Meinung bildet, die durchaus falsch sein kann. Ich versuche aber immer, beide Seiten der Medaille zu sehen.
Soweit ich das erkennen kann, seid ihr vollkommen auf dem richtigen Weg und es wird mir eine Freude sein, euch zu unterstützen.
Liebe Grüße
Eisbart
RE: Einen schönen Samstag
in Fragen von Interessenten 16.02.2019 12:59von Eisbart • | 10 Beiträge | 19 Punkte
Also wenn mein Avatar schon ein Vogel ist, sollte der wenigstens einen grauen oder weißen Bart haben :D
Ich schiebe noch etwas nach zu differenzierter Betrachtung: wie schon gesagt, setze ich mich vor allem für die Rechte von Mädchen und Frauen ein. Hierbei habe ich jahrelang die in manchen Ländern praktizierte Vielehe angeprangert. Dabei habe offenbar ich keinen differenzierten Blick offenbart.
Nadia Murad, immerhin Friedensnobelpreisträgerin und als Frau sicher von dem Verdacht befreit, einseitig zugunsten der Männer Stellung zu beziehen, hat in ihrem Buch "Ich bin eure Stimme" den Sinn der Vielehe beschrieben: da die Familien oft sehr kinderreich sind und der Vater, so er Arbeit hat, keine Zeit für die Kinder aufbringen kann, dienen die vielen Frauen als Mutterersatz, wenn z.B. die leibliche Mutter gerade krank ist.
Das bringt zwar mein Weltbild etwas ins Wanken, ich kann dies aber nachvollziehen und die Praxis der Vielehe daher nicht mehr per se verdammen. Auch hier wirken ganz andere Ursachen im Hintergrund (Armut, Kinderreichtum), die zunächst bekämpft werden müssten.
Ich bin also ebenso oft einer falschen Sicht aufgesessen.
RE: Einen schönen Samstag
in Fragen von Interessenten 17.02.2019 09:09von TinaW • | 53 Beiträge | 71 Punkte
Hallo Eisbart :)
schön eine kritische Stimme zu hören!
Im Großen und Ganzen kann ich dir in jedem Punkt zustimmen. Ich bin auch der Ansicht, dass eine Schule nicht die Lösung aller Probleme ist, aber irgendwie muss man den volkswirtschaftlichen Kreislauf der Armut und des ganzen Zustandes einer Region ja zu durchbrechen versuchen. Es lassen sich aus jedem Punkt aus (theoretische!) Kausalketten bilden, z.B. mehr Schulen --> höhere Bildung --> bessere Arbeit/ auch "Unternehmens"-Gründungen --> höheres Einkommen --> bessere Lebensumstände (bessere Gesundheit, Wohnsituation etc.). Dies ist wohl die bekannteste. Ebensogut könnte man auch eine Fabrik gründen. Dann fängt die Kausalkette bei "bessere Arbeit/ auch "Unternehmens"-Gründungen" an und greift dann die anderen Punkte wieder auf. Ebenso könnte man ein Krankenhaus bauen usw.
Aber da erzähle ich dir bestimmt nichts neues. :)
Wie Manja schon sagte, werden an der Schule z.B. auch Näherinnen ausgebildet und ermutigt selbst eine Existenz zu gründen. Ein Junge konnte eine Tischler-Lehre machen und baut nun unter anderem von Spendengeldern Energiesparöfen für bedürftige Familien (so war es doch oder?). In der kürzlich finanzierten Maismühle wurden Arbeitsplätze geschaffen und die Menschen in der Gegend müssen nicht mehr so weit gehen. Es ist schon ein guter Rundumschlag der von der Schule ausgeht.
Vielleicht wird ein Vater einer Familie, der seine Kinder im Moment trotz Spenden nicht zu Schule schicken kann, irgendwann gute Arbeit finden bei einer (wie auch immer) durch die Schule entstandene Stelle. Dann können seine Kinder in Zukunft vielleicht doch zur Schule gehen.
Irgendwo muss man ja anpacken. Es macht keinen Sinn zu sagen: Unsere Idee ist nicht perfekt, dann lassen wir es ganz! Dass sie nicht perfekt ist, dürfte den meisten klar sein. Wichtig ist, die Hilfe zur Selbsthilfe zu fördern.
Noch etwas: Einige im Forum (mich selbst auch eingeschlossen) waren noch nie in Afrika bzw nicht in diesen Regionen und können sich einfach nicht vorstellen, wie die Zusammenhänge dort sind. Auch können sich einige besser in sowas hineinversetzen als andere. Aber hier im Forum wird immer fleißig gefragt und viele Zusammenhänge z.B. durch Saskia aufgeklärt, die schon häufiger dort war. Wir lernen alle jeden Tag dazu. :)
In diesem Sinne: Wilkommen im Club!
RE: Einen schönen Samstag
in Fragen von Interessenten 17.02.2019 09:40von Eisbart • | 10 Beiträge | 19 Punkte
Liebe TinaW,
ich wollte damit den Verein auch nicht angreifen :) Abaana Afrika macht sicher vieles richtig, wenn auch - naturgemäß - jeder immer dazulernen kann. Ich bin froh, auf euch gestoßen zu sein.
Ich wollte eher einfach zum Nachdenken anregen und ich greife auch ein wenig die "großen" Organisationen an, die häufig glauben, alles besser zu wissen.
Bettina Landgrafe von Madamfo Ghana hat es auf den Punkt gebracht: die "Großen" sind sicher besser bei der Katastrophenhilfe, einfach weil die Finanzmittel und die Manpower eine sehr kurze Reaktionszeit ermöglichen. Langfristige Entwicklungshilfe wird aber meist viel besser von den "Kleinen" geleistet. Auch hier arbeitet ihr ja mit einheimischen Spezialisten, die sicher besser wissen, was gebraucht wird als jeder noch so gut Meinende hier in good old Germany.
Also bitte meine Worte mitnichten als Kritik an euch verstehen; so waren sie zumindest nicht beabsichtigt. Ich versuche manchmal aber auch etwas zu provozieren; manchmal kommen dabei Ideen, wie man noch besser helfen kann.
Ich selbst habe übrigens auch Patenschaften bei World Vision; sicher eine tolle Sache. Ich fand das damals ganz toll - und ich liebe meine Patenkinder natürlich auch. Aber inzwischen denke ich, dass Organisationen wie World Vision eben nicht wirkliche Entwicklungshilfe leisten. Sie sind zu starr auf ihr Projekt fokussiert, als dass sie über den Tellerrand sehen.
Wie wäre es eigentlich damit, langfristig auch Lehrer auszubilden?
Danke für den Willkommens-Gruß :)
Liebe Grüße
Eisbart
RE: Einen schönen Samstag
in Fragen von Interessenten 17.02.2019 12:51von Saskia • | 7.335 Beiträge | 9929 Punkte
Hallo allerseits :),
das ist ein sehr umfangreiches Thema über das wir uns natürlich tagtäglich Gedanken machen. Hier, vom heimischen Schreibtisch aus, wird definitiv vieles gaaaanz ganz anders gesehen als vor Ort in Uganda. Vieles, was wir vielleicht für Notwendig erachten, ist für die Menschen in unserer Region überhaupt nicht wichtig oder erstrebenswert. Wir teilen unsere Ideen und Gedanken natürlich regelmäßig mit unserem Projektleiter Ronald und es ist immer ein sehr spannender Prozess wie Dinge und Projekte ins Rollen kommen und entstehen. Wie seine Sicht auf unsere Ideen ist und umgekehrt.
Die Zeit vor Ort ist dabei immer ein wichtiger Baustein und sehr effektiv. Viel zuhören, viel sehen, viel verstehen und noch einmal viel zuhören. Bei der letzten Reise sind wir z.B. von Entebbe nach Fort Portal ewig hinter voll beladenen LKWs hergefahren. Aus dem Gespräch mit dem Fahrer hat sich ergeben, dass es einfach keine größere Maismühle in der Gegend rund um Fort Portal gibt und deshalb die Maiskörner stundenlang nach Kampala zur nächst größeren Mühle gebracht werden um das fertige Mehl dann wieder zurück nach Fort Portal und Umgebung zu karren. Später habe ich mit Ronald über diese Problematik gesprochen und schon war die Idee für die eigene Maismühle geboren. Das war jetzt nur mal ein Beispiel, aber davon gibt es viele weitere. Wir starten von hier aus keine Projekte, von denen das Team vor Ort und wir nicht zu 100% überzeugt sind.
An jedem Projekt hängen direkte und/oder indirekte Arbeitsplätze der Region. Allein die Schule ist ein mega Wirtschaftsstandort! Fast 900 Menschen brauchen täglich Essen, Schulmaterial, Hygieneprodukte. Friseure kommen um die Kindern ihre "Einheitsschnitte" zu verpassen, die Bauern aus der Umgebung verkaufen ihre Ernte an die Händler, die wiederum die Schule mit den benötigten Mengen beliefern. Die Schule hat bereits über 50 Arbeitsplätze und mit Beginn des Schuljahres sind es noch einmal mehr geworden. Das alles verändert die Region Schritt für Schritt. Das konnte ich von Jahr zu Jahr wirklich feststellen. Kleine Schritte, aber es bewegt sich etwas.
In zwei Wochen geht es für mich wieder los nach Uganda und ich freue mich jetzt schon riesig auf die neuen Dinge und Ideen die da auf uns warten werden. Es gibt jedes Mal viel zu lernen und viele "Ahaaaaaa-deshalb!-Effekte". Zu verstehen wo die Probleme vor Ort liegen ist einfach wichtig. Und darin sehen wir auch unsere Aufgabe hier bei Abaana. Nicht die Probleme zu lösen die WIR zu sehen glauben, sondern an den Punkten anzusetzen, wo die Uganda die Herausforderungen haben.
saskia@abaana.de
RE: Einen schönen Samstag
in Fragen von Interessenten 18.02.2019 08:19von Brigitte • | 121 Beiträge | 155 Punkte
Interessanter Gedankenaustausch zum Samstag, muss ich sagen. Ich habe gerade alles nochmal gelesen. Mir ist aufgefallen, dass " Eisbart", wer oder was auch immer hinter diesem Pseudonym steckt, gerne
""Glänzen" möchte. Was das betrifft, lieber Mitstreiter, muss ich dir den Rang eindeutig streitig machen. Ich werde morgen 70. Aber glänzen will ich damit nicht. Ich bin eher etwas erschrocken vor dieser Zahl! Ich bin jetzt bald seit 2 Jahren im Forum und habe anfänglich auch geglaubt, vermeintlich gute Ideen einbringen zu müssen. Om Laufe der Zeit habe ich aber gemerkt., dass das Abaana Team ( erstaunlicherweise nur Frauen) in bemerkenswerter Weise vorgeht bei seiner Arbeit- unaufgeregt, kompetent , ohne überheblich zu sein, achtsam, was alle Beteiligten betrifft, immer freundlich...ich könnte noch vieles anhängen. Das alles völlig uneigennützig. Dieses Team ist ein großes Vorbild für uns alle. Wenn jeder sich so einsetzen würde für die Schöpfung, hätten wir das Paradies Erden. Herummäkeln und Zugucken hilft nicht. Selber zupacken, wo es Sinn macht, hilft. Das Abaana Team macht es uns vor. Liebe Saskia, gute Reise ! Ich freue mich schon wieder auf deinen Bericht! LG Brigitte
RE: Einen schönen Samstag
in Fragen von Interessenten 18.02.2019 10:18von Eisbart • | 10 Beiträge | 19 Punkte
Liebe Brigitte,
Hilfe, komme ich wirklich so rüber? Dass ich unbedingt glänzen will? Dann habe ich mich offenbar ziemlich schlecht ausgedrückt. Das liegt eigentlich nicht in meiner Absicht. Ich bin eher der, der bei einem geselligen Beisammensein den Mund nicht aufbekommt, solange er die Leute nicht gut kennt.
Auch glaube ich nicht, ich wüsste alles besser - im Gegenteil. Ich lerne jeden Tag noch etwas dazu. Es gibt leider nichts, womit ich glänzen könnte. Mein Wissen über Entwicklungshilfe habe ich auch nur aus zweiter Hand. Ich versuche nur, mir selbst ein Bild zu machen und nicht alles zu glauben, was ich lese; ich versuche, mich in die Betroffenen hinein zu versetzen.
Ich wollte in keiner Weise das abaana Team angreifen, das habe ich allerdings auch mehrfach gesagt. Ich würde deine Worte über das abaana Team jederzeit unterstreichen. Aber ein Gedankenaustausch ist doch nie verkehrt - oder? Ich habe einfach zu oft schon mit Menschen diskutiert (nicht hier bei Abaana), die alles von ihrem gemütlichen Wohnzimmer aus be- und verurteilt haben. Ein (ehemaliger) Freund von mir meinte kürzlich einmal, die Eriträer sollten doch bitte zu hause bleiben, die hätten doch keine Bildung und würden nicht zum "wirtschaftlichen Nutzen" beitragen. Da ist mir die Kinnlade herunter gefallen.
Erstens sollten wir Menschen nicht nach ihrem "wirtschaftlichen Nutzen" beurteilen. Zweitens: es ist sicher richtig, dass in Eritrea und vielen anderen afrikanischen Ländern ein Großteil der Bevölkerung nicht mit unserer Bildung mithalten kann. Aber ist das ihre Schuld? Wir - ja, auch wir Deutschen - haben den afrikanischen Kontinent ausbluten lassen. Es gibt wenig Schulen, schlecht ausgebildete Lehrer, Familien, die kein Geld für den Schulbesuch ihrer Kinder haben und und und. Sind die Afrikaner deswegen weniger intelligent? Ich denke, nein. Sie haben nur teilweise deutlich schlechtere Voraussetzungen - und das nicht aus eigener Schuld.
Es gibt viele Länder auf der Welt, die als Dritte-Welt-Länder oder Entwicklungsländer gelten. Afrika aber ist der einzige Kontinent, der fast ausschließlich solche Länder aufweist. Aber statt Afrika die Zeit zu geben, die es braucht, wird es als rückständig verurteilt. Wir vergessen leider immer wieder, in was für einer privilegierten Welt wir leben.
Was gute Ideen betrifft: ich weiß nicht, ob meine Ideen immer gut sind. Die Idee, auch Lehrer auszubilden, kommt nicht von mir. Dies wird von Madamfo Ghana in Ghana oder Katrin Rohde in Burkina Faso gemacht. Und hat m.E. den Vorteil, dass es eine der kostengünstigsten Ausbildungen sein dürfte. Ich brauche keine Nähmaschinen, keine Geräte etc. pp. Und - umso mehr Lehrer es gibt, umso mehr kann eine vernünftige Ausbildung auch in andere Gegenden getragen werden. Aber dennoch ist es nur eine Idee. Ich bin noch nicht lange genug hier dabei um zu erwarten, dass meine Beiträge oder Ideen von irgendeiner Wichtigkeit wären. Aber von Diskussionen lebt ein Forum - es ist schließlich der eigentliche Sinn dahinter :)
Letzter Punkt: was den Vorwurf (sofern es einer war) betrifft, ich würde nur Herummäkeln, das weise ich entschieden von mir. An Abaana habe ich nicht herumgemäkelt, das habe ich nun schon x-fach geschrieben. Und ob ich zupacke: ich gebe zweimal die Woche einem 13jährigen syrischen Flüchtling Mathe-Nachhilfe, bin Pate eines afghanischen Flüchtlings und mache ehrenamtlich die Buchhaltung zweier gemeinnütziger Vereine. Und das neben einem Vollzeit-Job, in dem ich mehr als 40 Wochenstunden arbeiten muss. Dazu unterstütze ich ein paar Vereine finanziell, so gut ich kann. Über die Qualität meiner Aktivitäten kann ich nicht urteilen; aber wenigstens versuche ich es.
Liebe Grüße
Eisbart
RE: Einen schönen Samstag
in Fragen von Interessenten 18.02.2019 12:05von manja • | 13.974 Beiträge | 108709 Punkte
Zitat von Eisbart im Beitrag #9
Letzter Punkt: was den Vorwurf (sofern es einer war) betrifft, ich würde nur Herummäkeln, das weise ich entschieden von mir. An Abaana habe ich nicht herumgemäkelt, das habe ich nun schon x-fach geschrieben. Und ob ich zupacke: ich gebe zweimal die Woche einem 13jährigen syrischen Flüchtling Mathe-Nachhilfe, bin Pate eines afghanischen Flüchtlings und mache ehrenamtlich die Buchhaltung zweier gemeinnütziger Vereine. Und das neben einem Vollzeit-Job, in dem ich mehr als 40 Wochenstunden arbeiten muss. Dazu unterstütze ich ein paar Vereine finanziell, so gut ich kann. Über die Qualität meiner Aktivitäten kann ich nicht urteilen; aber wenigstens versuche ich es.
Mir drängt sich der Verdacht auf, du passt vom Arbeitsaufwand hervorragend zu uns.
Ich habe deine Ausführungen jetzt auch nicht als mäkeln empfunden.
Das interessante und zugleich schwierige für Paten ist es (so empfinde ich es) die für sie richtige Organisation/Organisationen herauszufinden. Auch wenn die meisten die gleiche Ziel haben, der Weg dahin kann nicht unterschiedlicher sein. Katrin Rohde ist schon gefühlt ewig in Burkina Faso tätig, ihr Verein wurde 1995 gegründet, wir arbeiten in dem Projekt seit 4 Jahren. Sie ist schon längst da, wo wir aufgrund des Alters unserer Kinder noch nicht mal angefangen haben.
Vielleicht auch wieder ein Plus für uns. Bei uns können Paten und Unterstützer den Anfang von allen miterleben, wir werden noch Jahre in dieser Aufbauphase zubringen (müssen).
Fragen zu Patenkinder - manja@abaana.de oder per PN im Forum
RE: Einen schönen Samstag
in Fragen von Interessenten 18.02.2019 12:06von Eisbart • | 10 Beiträge | 19 Punkte
Lach, wenn ich wirklich so rüber komme, dann mache ich einiges falsch :)
Nein, zufrieden mit mir bin ich nicht. Trotz allem ist alles nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Ich ärgere mich darüber, dass ich viel zu spät überhaupt damit angefangen habe (ich mache das alles erst seit etwa 1 1/2 Jahren). Ich war also fast 50 Jahre lang untätig. Warum sollte ich zufrieden sein? Ich lese jeden Tag davon, dass Jemens Kinder verhungern, dass Kongos Kinder in Minen arbeiten müssen, dass unzählige Menschen nicht einmal den Hauch einer Chance auf ein besseres Leben bekommen. Ich selbst lebe in einem Land, in dem fließend warmes Wasser aus dem Hahn kommt, in dem es ein Überangebot an Nahrungsmitteln gibt, so dass es teils vernichtet werden muss. Zufrieden? Nein, es ist doch nicht mein Verdienst. Mal abgesehen davon, dass ich nur ein winziges Staubkörnchen ohne jede Relevanz bin.
RE: Einen schönen Samstag
in Fragen von Interessenten 18.02.2019 12:15von Eisbart • | 10 Beiträge | 19 Punkte
Liebe Manja,
vielen Dank :) Du hast Recht, ein Vergleich mit Katrin Rohde hinkt sicher daran, dass sie schon so lange tätig ist. Offen gesagt, ist das aber letztlich egal. Was ich von euch gesehen habe, gefällt mir sehr.
Was mich an Katrin Rohde so beeindruckt hat: sie hat ohne Not alles aufgegeben, was sie hier hatte. Ich glaube nicht, dass ich diesen Mut hätte. Das Sicherheitsnetz hier ist mir schon recht wichtig.
Sie gehörte allerdings zu denen, die in mir überhaupt das Bewusstsein geweckt hat helfen zu wollen. Zusammen mit Bettina Landgrafe und Dr. Erös, alles Menschen, deren Bücher ich empfehlen kann.
Ohne die Bücher dieser Menschen würde ich schlicht gar nicht auf die Idee gekommen sein, mich sozial zu engagieren.
Liebe Grüße
Daniel
PS: So, damit ist auch der Name von Eisbart bekannt gegeben :)
RE: Einen schönen Samstag
in Fragen von Interessenten 18.02.2019 16:29von Saskia • | 7.335 Beiträge | 9929 Punkte
Zitat von Brigitte im Beitrag #8
Om Laufe der Zeit habe ich aber gemerkt., dass das Abaana Team ( erstaunlicherweise nur Frauen) in bemerkenswerter Weise vorgeht bei seiner Arbeit- unaufgeregt, kompetent , ohne überheblich zu sein, achtsam, was alle Beteiligten betrifft, immer freundlich...ich könnte noch vieles anhängen. Das alles völlig uneigennützig. Dieses Team ist ein großes Vorbild für uns alle. Wenn jeder sich so einsetzen würde für die Schöpfung, hätten wir das Paradies Erden. Herummäkeln und Zugucken hilft nicht. Selber zupacken, wo es Sinn macht, hilft. Das Abaana Team macht es uns vor. Liebe Saskia, gute Reise ! Ich freue mich schon wieder auf deinen Bericht! LG Brigitte
Danke für die lieben Worte, Brigitte , ich werde wieder versuchen gaaanz viele Bilder und Berichte zu schicken.
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